Als «sportlich» war die «Skitourensafari im Turbachtal» ausgeschrieben, 1500 Meter Aufstieg, 2200 Meter Abfahrt, vier Mal anfellen. Tourenleiter Martin Wälchli mahnte in der Tourenbeschreibung, gut haftende Felle mitzunehmen – und warme Handschuhe, es sollte kalt werden.
Also sitzen oder stehen wir am Samstag, 21. Januar, leicht angespannt im Zug nach Zweisimmen. Der Zug ist zum Bersten voll mit fidelen, singenden Pfadigruppen, Pisten- und Tourenfahrer:innen. Die Bahnfahrt dauert eine halbe Stunde länger als geplant. Die Schlange an der Talstation der Rinderbergbahn sorgt für eine weiter kleine Verzögerung. Oben zieht es tüchtig, der Tipp mit den warmen Handschuhen war Gold wert. Mit aufgebundenen Skiern steigen wir auf dem Gandlouenegrat Richtung Parwengsattel auf. Schon die erste Abfahrt gibt einen Vorgeschmack darauf, was uns heute erwarten würde: kaum verspurter Pulver, in den sich Radien aller Grössen federleicht ziehen lassen.
Tja, und dann erwischt es beim ersten Mal anfellen ausgerechnet Martin: Der Tailclip seines Fells bricht. Bis er eine Lösung für das Problem gefunden hat, geht Tourenleiter Christian Knechtli voran. Der Wind hat sich inzwischen gelegt, dafür macht sich die Sonne rar, meist sehen wir sie wie durch eine Milchglasscheibe, es flöckelt leicht. Um zügig runterrauschen zu können, reicht das Licht aber allemal aus.
Nach dem Lunch wird klar, dass wir abkürzen müssen, wenn wir noch zu christlicher Zeit zurück sein wollen. Wir verzichten auf das Giferhüttli und ziehen direkt Richtung Steimanndli. Also eigentlich zieht vor allem Martin. Ohne je eine Sekunde zu zögern, legt er seine Spur in den Schnee. Er kennt die Gegend wie seinen Hosensack. Später werden wir am Haus vorbeifahren, in dem seine Mutter aufgewachsen ist und in dem er regelmässig seine Ferien verbringt. Beim Steinmanndli nehmen wir ein letztes Mal die Felle ab und zeichnen noch einmal unsere Linien in die wunderbar geneigte Leinwand des Turbachtals.
Bevor wir in den Bus steigen, machen wir im Beizli unten am Wasserngrat-Sessellift Halt. Mit dem wohlverdienten Bier vor uns, sehen wir aus dem Fenster schwere, schwarze Panzer vorfahren, aus denen teuer gekleidete Damen steigen. Kein Zufall, die Sesseli der Wasserngrat-Bahn führen hoch zum Lokal des Eagle Ski Club, zu dem nur die Superreichen Gstaader Feriengäste Zugang haben. Ein Teller Pasta kostet, so hört man, 50 Franken. So nehmen wir halt mit den etwas günstigeren Käseschnitten im gemütlichen Holzbeizli vorlieb. Sie sind genauso deftig, wie sie sein müssen, um eine grossartige Skisafari perfekt zu machen.
Andreas Minder