Tag 1 – Über die Grünhornlücke zur Finsteraarhornhütte (29. Mai 2025)
Das Wetterfenster war verheißungsvoll – Während uns Nordwind mit Böen bis 80 km/h begrüßte, erinnerte die Lawinenwarnstufe 3 sowie der stark verfrachtete Neuschnee an die Notwendigkeit defensiver Tourenplanung.
Um 10:00 Uhr starteten wir – Sahra, Steffi, Cornelia, Daniel, Marc, Manfred und ich – unsere Abfahrt auf den Konkordiaplatz. Der Schnee: überraschend gut, pulvrig, verspielt. Die anschließende Aufstieg zur Grünhornlücke gingen wir am Seil, während der Wind Schnee und Eis um uns peitschte. An einen Gipfel dachte heute niemand – zu heftig die Naturgewalten.
Auf der Grünhornlücke fanden wir Schutz in ein einer Senke, stärkten uns und blickten hinunter auf die unverspurten Pulverhänge. Die Abfahrt hinunter zum Hüttenzustieg war schlicht spektakulär. Der Zustieg zur Hütte hatte es in sich: Eine alte Nassschneelawine hatte das Couloir verschüttet, die Route am Rand des Lawinenkegels verlangte Konzentration und Spürsinn.
Oben empfing uns das Hüttenteam um Vreni und Hans herzlich – die Gastfreundschaft erwärmt die Seelen. Früh fielen wir in die Betten – morgen sollte ein großer Tag werden.
Tag 2 – Wannenhorn: Gipfelglück mit kurzer Kletterei (30. Mai 2025)
Ein makelloser Morgen – windstill, wolkenlos, die Nullgradgrenze bei 3000 m. Nach dem Frühstück um 5:00 Uhr ging’s los. Kurz vor 6:00 Uhr glitten wir über den Fieschergletscher Richtung Gletscherbecken unterhalb des Wannenhorns.
Der Aufstieg war lang, aber gleichmäßig – auf 3600 m montierten wir Harscheisen und machten kurz Pause. Der kurze Grat vor dem Gipfelplateau verlangte Nerven – ausgesetzt, schmal, aber fest. Am Gipfel richteten wir ein Seil ein und dann: sieben Menschen auf der Haifischflosse – der (Winter-) Gipfel des Wannenhorns, spektakulär, luftig, stolz!
Die Abfahrt: ein Hochgenuss. Den heiklen Grat umfuhren wir elegant, die Firnhänge darunter waren in perfektem Zustand. Der Wiederaufstieg zur Hütte gelang trotz Sonne angenehm – keine Spur von Überhitzung, nur Zufriedenheit. Nach einer Hüttenrösti und kühlem Bier auf der Sonnenterrasse, der Spaltenrettungsübung (Flaschenzug), Dehnen, 2 Stunden Siesta und um 1800 Nachtessen und wieder früh ins Bett.
Tag 3 – Bächitalabfahrt mit Gletscherbachbad-Finale (31. Mai 2025)
Um 4:15 Uhr Tagwache, und bald darauf brachen wir auf – In der Stille der Morgendämmerung, die Gipfel glühten im ersten Licht des Tages führen wir hinab über die Ostseite des Fieschergletschers ins Rotloch. Die Route zur Bächilücke führte in einer eleganten S-Kurve steil bergan. Der Hang war fordernd, vereist, und wir mussten eine brauchbare Aufstiegsspur mit Pickel und Kraft in den Firn stemmen.
An der Bächilücke sicherten wir mit einem Fixseil über die eindrückliche Wächte – danach öffnete sich das Tal. Die Abfahrt durchs Bächital war ein Bilderbuchmoment: leicht aufgesulzter, griffiger Firn bis fast auf 2300 m. Der Frühling holte uns ein. Über Restschneefelder, Lawinenkegel und ein tobendes Gletscherbachbett stiegen wir ins Tal ab.
Umziehen, kurze Hosen, Barfussschuhe und ein Bad im eiskalten Gletscherbach – die wohl intensivste Erfrischung. Der Abstieg über 800 Höhenmeter auf dem Wanderweg, begleitet von blühenden Wiesen und Vogelgezwitscher, führte uns nach Reckingen – wo ein kühles Bier , Sauren Most und Eiskaffee das Abenteuer krönte.
Fazit:
Drei Tage, wie man sie sich nur wünschen kann: perfektes Bergwetter, einsame Gipfel, perfekte Abfahrten und ein Team, das harmonierte. Das Auffahrtswochenende 2025 wird in Erinnerung bleiben – als ein spektakulärer Tanz zwischen Winter und Frühling inmitten der imposanten Walliser Hochalpen.
Mit sportlichen Grüssen
Christian